Die Band Westzone hat im 34. Jahr ihres Bestehens ein neues Album herausgebracht. Es sind professionell abgemischte und in Studios produzierte Rocktitel. Eine reife Leistung der Musiker, die sich stets weiterentwickeln und doch an ihrer Jugendlichkeit festhalten.
Wer schon Titel der Band Westzone gehört hat, denkt bei deren neuem Album „Unterm Radar“ an einen möglichen Sängerwechsel. Ist das noch der Martin Schrörs, der früher oft penetrant provozierend auf den Tönen ritt? Im 34. Jahr des Bestehens wäre ja ein Musikerwechel durchaus denkbar – doch bei Westzone, gegründet 1985, ist seit 1988 alles beim Alten, was die Besetzung angeht. Aber die Musik ist jetzt runder, gefälliger, vielleicht auch gereifter. Dabei haben sich die Männer mit der gemeinsamen Oldesloer Vergangenheit durchaus den Charme einer Schulband bewahrt.
tischer Sound, perfekt gemischt
Bestechend ist die Klangqualität der neuen Scheibe. Deutlich zu erkennen dabei die Handschrift des gewieften Musikproduzenten René Münzer, der gekonnt mischt und kongenial und vielschichtig die Band ergänzt: Als Chorsänger, Keyborder, Gitarrist, Texter, Komponist. Münzer, der Profi unter den Bandmitgliedern, die sonst anderen Berufen nachgehen, hat großen Anteil am akustischen Gesicht von Westzone. Und er weiß wie es geht, das beweist er mit anderen Musikproduktionen – unter anderem für Senkrechtstarter Tim Linde – am laufenden Band. Das allerdings heißt nicht, dass Münzer allein die Band Westzone ist. Gemeinsam werden die Arrangements erarbeitet, Texte und Musik zusammen geprobt und geschliffen. Wie viel ernsthafte Arbeit darin steckt, ist im Album zu hören. Selbstbewusst treibt Schlagzeuger Hanno Hannes die Rhythmen voran, es gibt griffige Gitarrensounds, die Ralf Becker und Münzer zusammen mit dem Basser Henning von Burgsdorff liefern. Münzer ergänzt das Ganze mit vielfältigen Klangelementen von Chorgesang bis zu glöckchenartigem Gebimmel vom Synthesizer
Martin Schrörs führt akustisch an
Zugeschnitten ist alles auf die eindringliche Singstimme von Martin Schrörs. Bei dem hymnenartigen Song „Wir sind hier“ (Text und Musik René Münzer) wird dessen Entwicklung am deutlichsten. Der Gesang trägt und wird eins mit den Instrumenten, ein eingängiges Lied im besten Sinne. Bei deutschen Titeln sucht man halt schnell nach Vergleichen. Klingt das wie Rio Reiser, wie Element of Crime oder gar wie Rosenstolz? Vielleicht von allem ein bisschen. Westzone kann trotzdem von sich behaupten, ein eigenes Profil gefunden zu haben. Sie sind authentisch, weil Musik und Texte von den Bandmitgliedern selbst kommen und voller Überzeugung umgesetzt werden. Und wenn ein Schrörs doch wieder die ihm eigene Penetranz in die Stimme legt oder Textzeilen unrund laufen, muss man das als Hörer einfach zulassen und merkt dann, dass das zum eigenen, manchmal unverfälscht ungehobelten Tonprofil der Band gehört.
Standortbestimmung der Musiker
Inhaltlich und musikalisch ist die Scheibe auch eine Standortbestimmung von den Musikern, von denen jeder bereits mehr als ein halbes Jahrhundert an Lebenserfahrung mitbringt. Es geht um Rückblicke und Ausblicke jenseits des Mainstreams. Vielleicht deswegen unterm Radar? Es geht darum, das Leben zu bestehen (Text und Musik Schrörs), den Moment zu lieben (Text und Musik René Münzer) und natürlich schlägt sich auch das Thema Liebe und Beziehung musikalisch nieder (“Egal wie weit“, Text und Musik René Münzer). Und wieder ist der Hörer beim „Wir sind hier.“ Ein Bekenntnis der Band zu sich selbst – und man möchte zustimmend nicken: Westzone ist da. Und zwar nicht irgendwie, sondern so, wie schon so lange. Nur noch besser.